Biographie
Ali Biçer wird 1960 in einem kurdischen Dorf in Mittelanatolien geboren. Die ersten Lebensjahre im anatolischen Dorf prägen ihn stark. Da ist sein Grossvater, ein alevitischer Dada, der Kranke heilen kann. Ali wird als kleiner Junge zu diesen Besuchen mitgenommen, weil es den Menschen besser geht, wenn er dabei ist. Der frühe Tod des Vaters, das Leben und Leiden seiner Mutter als Witwe, die Dorfgemeinschaft mit ihren vielfältigen Gesetzen – dies alles findet sich in Alis Lebensphilosophie wieder, die von sufistischen Elementen beeinflusst ist.
Seit seinem 15. Lebensjahr setzt sich Ali für Demokratie und Freiheit ein und ist dafür 15 Jahre in türkischen Gefängnissen gesessen. Als zum Tode Verurteilter erfährt er, wie sich das Leben in seiner Zerbrechlichkeit, Endlichkeit und Begrenztheit auf wenigen Quadratmetern anfühlt. Diese Zeit lernt ihn, dass der Mensch in seinem Geist und in der Phantasie frei ist. Auch tiefe Einsichten in die Natur der Menschen stammen aus den Gefängniserfahrungen. In der Haft schreibt er unter schwierigsten Bedingungen Zeitungsartikel und kann sich so einen Namen als Schriftsteller machen.
Seine erste Bekanntschaft mit der Schweiz macht Ali Biçer dank Dürrenmatts ins Türkische übersetzte Literatur in der Gefängnisbibliothek. Seit seiner Freilassung 1996 lebt er in der Schweiz. Auch hier geht er seiner schriftstellerischen Tätigkeit nach. Bisher sind von ihm in türkischer Sprache Gedichtbände, Erzählungen und Theaterstücke erschienen, einige davon in deutscher Übersetzung. In Bern betreibt er im interkulturellen Treffpunkt Länggasse zudem ein Restaurant. In Verbindung damit ist ein Kochbuch in deutscher Sprache mit orientalischen Rezepten von Ali Biçer erschienen. Seit seiner Ausbildung zum Filmemacher sind einige Kurzfilme und ein Dokumentarfilm über Friedrich Dürrenmatt entstanden. In „Weiterleben“, einem Film von Hans Haldimann über Folteropfer, ist Ali Biçer zudem eine der vier porträtierten Hauptpersonen.
Was immer Ali Biçer erlebt haben mag: Er lässt sich durch keine Macht brechen, ist weiterhin neugierig auf das Leben und widmet sich seinem Alltag mit Liebe, Leidenschaft und Aufmerksamkeit. „Wo ist seine Wut? Wo ist sein Schmerz?“, mag man sich fragen. Er verwandelt sie in kreative Energie, Präsenz und Humor.
Ali Biçer, Lerchenweg 35, CH 3012 Bern, Tel: 078 767 62 48 info@alidada.ch